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Rz-Artikel

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Perry Rhodan Report 502 - Band 2872

 

"Immer wieder faszinierend"

 

Über das Entstehen einer Risszeichnung

von Johannes Fischer

Sonntag, 7. Juni 2015 – es ist mal wieder soweit. Ich gehe an meinen Schrank, indem ich meine Zeichenblöcke aufbewahre, hole einen DIN A3-Block heraus und trenne ein Blatt ab. Zurück an meinem Schreibtisch greife ich nach meinem Zirkel, setze ihn auf dem Blatt an, messe nochmal nach und ziehe einen Kreis von 25 cm Durchmesser – der Anfang ist gemacht, ich habe mit der Risszeichnung des EPPRIK-Kreuzers begonnen.

Vorangegangen sind E-Mails mit Rüdiger Schäfer und dann Rainer Castor. Neue Risszeichnungen wurden vergeben – darunter auch eine von einem „Robotkreuzer der EPPRIK-Klasse“. Die anderen Objekte sagten mir nicht so zu, aber mit einer Kugel könnte ich mich anfreunden, der letzte Kugelraumer war schon eine Weile her, sodass ich nicht an einer „Kugelraumerübersättigung“ litt.

Nach ein paar E-Mails war es fix, ich hatte meinen nächsten RZ-Auftrag – was bei mir gar nicht so oft vorkommt, die meisten terranischen RZs entstanden ohne Auftrag, bloß weil ich Interesse an dem Objekt hatte und schafften es später auf die Mittelseite. Oder es waren Kopfgeburten wie bei dem „Sternraumer der Oraccameo“, der zuerst in meinem Kopf entstand, dann auf Papier gebannt wurde und erst dann in der Handlung auftauchte.

Bevor es mit dem Zeichnen so richtig losgeht, bekomme ich von Rainer dann noch das Wichtigste überhaupt, das Exposé (naja, bei meinen freien Zeichnungen auch nicht so wichtig). In diesem steht drin, was denn so alles in einem Schiff drin sein soll, z.B. soll der EPPRIK-Kreuzer zwölf TFKs bekommen und keine 500 – solche Sachen eben. Manchmal hat Rainer schon 2D-Ansichten eines Schiffes gemacht, mit einem Überblick wo die wichtigsten Aggregate sein sollen (u.a. auch dafür, dass im Roman und in der RZ die Zentrale eines Schiffes doch bitte an derselben Stelle ist).

Dafür stand im Exposé, dass der Kreuzer keine Beiboote und keine Besatzungsunterkünfte hat, sondern mit Aggregaten vollgepackt sein soll – schade, eine Möglichkeit kleinere Stellen im Schiff mit Decks oder Gleiterhangars zu füllen, fällt damit schon mal weg. Mal schauen, mit was ich das Schiff sonst so bestücke…

Ich mache mir immer eigene 2 D-Ansichten eines Schiffes, um festzulegen, auf welcher Höhe nachher die Geschütze sein müssen, in welchem Abstand sie sind und wo die wichtigsten Aggregate im Schiff platziert werden. Was nun folgt, ist immer das Schwierigste – wie will ich das Schiff darstellen, in welche Richtung soll es fliegen, wie stark soll es gekippt sein, zeige ich es von oben oder unten, welchen Aufriss will ich? Als Nichtbenutzer von 3 D-Programmen kann ich nicht mal schnell am Computer schauen was besser aussieht und gegebenenfalls ändern – ich sollte vorher wissen, was ich will. Oder ich muss dann später das Papier wegwerfen und neu anfangen (kommt zum Glück selten vor, aber ich habe schon eine RZ komplett neu gemacht, weil mir im Nachhinein die Perspektive nicht gefiel). Wenn ich dann (endlich!) zu zeichnen anfange, ist es entschieden und die Perspektive liegt fest.


2-D-Ansicht der Seite,
Verteilung der Aggregate im Schiffsinneren


2-D-Ansicht von oben,
Verteilung der Aggregate auf der Schiffshülle

Und so liegt es endlich vor mir, ein völlig leeres Zeichenblatt in DIN A3-Format, das nur darauf wartet mit vielen, vielen Strichen gefüllt zu werden. Der Kreis mit dem Zirkel ist noch einfach, aber dann geht es erst so richtig los – vor allem wird es dann erstmal mathematisch. Der Aufriss will festgelegt werden und ich muss nachmessen (zwischen Hauptzeichnung und meinen 2-D-Hilfszeichnungen), dass der Aufriss auch wirklich eine 90°-Öffnung hat (in einer RZ von mir hat das mal nicht so funktioniert, durch meine Dusseligkeit gibt es da einen Aufriss, der tatsächlich nur 70° misst, hat aber wohl keiner gemerkt). Danach wird es wirklich schwierig – seit einer geraumen Zeit habe ich zwar Ellipsenschablonen; für große Ellipsen, wie z.B. der Ringwulst habe ich keine – diese werden von mir berechnet, wie man an den Hilfslinien sehen kann. Diese sollten doch auch bitte schön parallel sein, damit nachher die Decks auch gleich hoch sind (außer wenn man gerade die BASIS zeichnet).

Dann geht es endlich mit dem Innenleben los – nur wie? Unten die Landestützen, im Ringwulst die Triebwerke, am oberen Pol nach Exposé die Paratronwerfer – so weit, so gut. Und was ist im Rest? Wo kommen die Lineartriebwerke hin, wo die MTH-Reaktoren, wie sollen die Geschütze angeordnet werden?

Alles Fragen, auf die ich anfangs keine Antwort habe. Allzu technisch klingt das jetzt vielleicht nicht, aber das meiste kommt mir beim Zeichnen. Bei manchen RZs habe ich vorher viel mehr festgelegt, in der letzten Zeit lasse ich aber mehr und mehr selbst überraschen, wo was hinkommt. Manches wird dadurch natürlich komplizierter, es ist einfacher in einer 2-D-Ansicht Entfernungen abzumessen und das dann in die Zeichnung zu übertragen, als umgekehrt – aber dadurch bleibt es auch für mich spannend.

Ein wichtiges Hilfsmittel ist dabei immer noch der Taschenrechner. Der EPPRIK-Kreuzer hat einen Durchmesser von 25 cm – der Maßstab beträgt also 1:2000 – 1 cm in der Zeichnung beträgt 20 Meter in „Wirklichkeit“. Doch das stimmt natürlich auch nur bedingt – beim linken Aufriss ist ein anderer Maßstab als beim rechten (wer es genau wissen will, links sind es 1 cm zu 31,21 m; rechts 1 cm zu 21,88 m; in der Höhe von Pol zu Pol sind es wiederrum 1 cm zu 23,09 m) – alles klar? Ist kompliziert, ist aber wichtig, dass z.B. die MTH-Reaktoren links und rechts gleich weit vom Zentrum entfernt sind.

Bei Geschützen wie der Transformkanone ist der Maßstab natürlich noch mal anders (seufz) - das muss aber auch berücksichtigt werden, schließlich sollen die gleich aussehen, wenn sie mehrmals in der Zeichnung auftauchen. Da war es doch einfacher, als ich z.B. bei der NEPTUN-Klasse vorher ein ganzes Blatt mit 2-D-Ansichten von verschiedenen Aggregaten gemacht habe und die in die Zeichnung einarbeiten konnte. So musste ich – wenn mir ein Aggregat gefällt – in der Zeichnung nachmessen und das dann auf einen anderen Maßstab übertragen – hier ist aber auch keine Garantie dass das dann alles zu 100 Prozent stimmt, ein paar Ungenauigkeiten erlaube ich mir dann schon – solange es keiner merkt…

Und wie bekommen die Aggregate nun ihr Aussehen? Nun, wie es mir gerade so einfällt -grins. Nein, so einfach ist es dann natürlich auch wieder nicht. Ein bisschen habe ich mich hier an Andreas Weiß' RZs orientiert, dies dieser zu den arkonidischen Raumschiffen angefertigt hat – eine Transformkanone auf einem arkonidischen Schiff soll natürlich nicht exakt gleich aussehen, wie auf einem terranischen Schiff – dann könnte ich mir einfach das DB von Gregor Paulmann ansehen (oder meines zum Paratron oder zum MVH-Sublicht-Geschütz). Die Transformkanone des EPPRIKs hat eine Ähnlichkeiten mit einem GWALON von Andreas. Das war beim EPPRIK noch mit am schwersten – alles so aussehen zu lassen, dass es eben nicht von Terranern gebaut wurde, zwar so ähnlich aber eben nicht gleich.

Naja, Papier ist geduldig und so musste manches wieder dem Radiergummi weichen, wenn es mir nicht gefiel. Wobei, bei einigen Bereichen war das Papier dann doch ganz froh, als ich endlich zufrieden war und mit dem Radiergummi nicht doch auf der anderen Seite des Blattes wieder herauskam.

So vergehen die Tage, während der Innenraum des EPPRIKs langsam, aber sicher voller wird. Die Außenhülle will ebenfalls bestückt werden, sprich die Geschütze werden darauf verteilt. Das ist dann auch nochmal aufwendig, denn auf einer Kugeloberfläche hat jedes Aggregat eine andere Ellipsenöffnung, wenn man weiß wie, kriegt man die schon raus, aber es dauert…

Zuletzt braucht die Risszeichnung einen Hintergrund, der bei der EPPRIK zum Glück nicht so groß ist.

Zur Vorstellung: Begonnen habe ich am 7. Juni mit der RZ, fertig geworden bin ich am 26. August – normal rechne ich für eine Zeichnung zwischen drei und vier Monaten (die RZ der NEPTUN-Klasse hat da mit 15 (!!!) Monaten auch „etwas“ länger gedauert). Beim EPPRIK-Kreuzer lief alles ganz gut, und so konnte ich nach anderthalb Monaten die Bleistiftzeichnung abschließen.

Jetzt wird das Original kopiert und kommt unter Klarsichtfolie, danach in einen DIN A3-Ordner, zusammen zu meinen anderen RZs (es soll Leute geben, die sowas wegwerfen!!).

Ich gehe wieder an meinen Zeichenschrank, ein Blatt Transparentpapier wird hervorgeholt. RZ-Kopie und Transparentpapier mittels Klebstreifen fixiert und dann kann das Abtuschen losgehen. Jede einzelne Linie darf nun mit einem Tuschestift nachgefahren werden. Allerdings müssen die Stifte zuerst überprüft werden, ob sie in der Zwischenzeit eingetrocknet sind (kräftiges Schütteln inklusive). Die meisten Stifte sind in der Regel kein Problem, aber mein 0,18er macht doch meistens ein paar Zicken. Gegebenenfalls muss dann der Tuschekopf auch mal in den Ultraschallreiniger.

Zum Zeichnen benutze ich verschiedene Größen; 0,25 und 0,35 (immer in Millimeter – also schon ziemlich dünn) sind am meisten im Einsatz, aber auch ein 0,5 und dann für die kleineren Details auch ein 0,18er – manchmal auch ein 0,13er, aber der trocknet leider immer schneller ein, wie man zuschauen kann…


Zwischenstand der Bleistiftzeichnung, nach 4 Tagen


Zwischenstand der Bleistiftzeichnung, nach 10 Tagen

Außerdem verwende ich einen 0,25er mit weißer Farbe als Korrekturstift, wenn mal was danebengeht. Allerdings nur bei kleineren Fehlern, wenn ich mal wieder vergessen habe, wo ich gerade gezeichnet und dann meine Hand über die noch frische Tinte gewischt habe, dann muss auch mal ein scharfes Messer ran, um die Tinte abzukratzen. Kommt leider immer wieder vor, obwohl ich mir vorher immer sage: So, und jetzt passt du gefälligst auf und machst einen großen Bogen um die frische Tinte. Naja, irgendwann einmal…

Allen Schwierigkeiten mit Schmierereien und Nachbessern zum Trotz ist das Abtuschen aber meist schneller als die Bleistiftzeichnung, muss ich doch nur noch abzeichnen und nicht mehr groß überlegen, wo was wie hinkommt.

Jetzt ist auch Zeit für die kleinen „Verzierungen“ der Aggregate, Details auf der Außenhülle und zum Schluss noch die Überlegung, ob die Außenhülle oder der Hintergrund noch durch Rasterfolie oder Copic-Marker überarbeitet wird. Nebenbei erstelle ich die Schemazeichnung und den Text samt Legende, was aber immer nur kurze Zeit in Anspruch nimmt.

Zum Schluss wurde es nochmal spannend, denn ich ging zum Copy-Shop meines Vertrauens um die Originale in maximaler Qualität einscannen zu lassen. Reine Schwarz-Weiß-Zeichnungen einscannen zu lassen sind kein Problem, aber die verschiedenen Graustufen der Copic-Marker waren eine zu große Herausforderung für den Scanner.

Trotz mehrerer Versuche bei verschiedenen Einstellungen war letztlich kein Scan dabei, der die Graustufen exakt wie auf dem Original wiedergab. Was soll`s, dachte ich mir, ließ die beste Datei speichern und experimentierte dann zuhause mit Gimp herum, bis die Farben so ziemlich dem Original entsprachen. Leider nicht exakt, aber wenn die Technik versagt, dann kann ich auch nur so viel tun – und mit dem Gedanken leben, dass mein Original eben doch einzigartig ist. Und wer weiß, vielleicht kann man es irgendwann mal auf einem Con sehen…

Und was ist nun „immer wieder faszinierend“? Auch für mich – oder gerade für mich – ist es immer wieder toll zurückzublicken, wenn eine Zeichnung fertig ist, wie es am Anfang war. Ein vollkommen leeres Blatt Papier, dass dann nur mittels Bleistift und ein paar Hilfsmitteln wächst und wächst, bis eine Risszeichnung darauf zu sehen ist – wenn das mal nicht faszinierend ist!

 

Johannes Fischer


Zwischenstand der Bleistiftzeichnung, nach 25 Tagen

Fertige Zeichnung