Entspannte
Arbeitsatmosphäre,
in der Mitte Hartmut Kasber,
der den Dreh organisiert hat
Platz
für Kinder
Das Team der
Mitarbeiterzeitung der Firma,
auf deren Gelände wir waren
Der WDR drehte ebenfalls
einen Bericht über unsere
Dreharbeiten
Das Karussell, das die
Hauptrolle gespielt hat
Der arme Praktikant, der alle
"Scheiß-"arbeiten tapfer
erledigt hat
Es war arschkalt.
An Leo Lukas sieht man das
besonders schön.
Der Schwarzschildreaktor
nebst schwerem
"Affengiftgeschütz"
Planungen am Karussell
|
Wenn Zeichner reisen...
Wie das manchmal so kommt. Da
gehen ein paar E-Mails hin und her -
und schon ist man geschanghait, schnell bei einer Fernsehdokumentation als
Risszeichner auszuhelfen. Spaß beiseite. Ich hatte mich auf Georg's Nachricht
hin freiwillig gemeldet. Er selbst konnte nicht teilnehmen
- und sonst meldete sich niemand.
Bei dem Filmprojekt handelt es
sich um eine Dokumentation zum 50. Geburtstag unserer Serie im nächsten Jahr.
Sie soll 90 Minuten Sendezeit umfassen. Dazu gehören eine ganze Reihe von
Drehtagen. Am 06.05. sollte der nächste sein. Mehrere Autoren waren eingeladen
und ein Risszeichner sollte dabei sein. Organisiert wurde das Ganze von Hartmut
Kasber.
Mit zwei Mails hin und her
hatten wir uns abgestimmt. Ich reichte zwei Tage Urlaub ein und machte mich auf
den Weg nach Essen.
Morgens um neun brach ich in
Northeim auf. Über die A7, die A44 und die A40
ist Essen in knapp unter drei Stunden erreicht. Mein Renngolf hat gezeigt, was
er im bodengebundenen Modus kann. Schade nur, dass besonders im Ruhrgebiet
alles mit Blitzkästen und Tempolimits (meistens beidem) vollgeknallt ist. Auch
ein paar Baustellen verhindern die freie Fahrt für freie Risszeichner.
Zuerst lief ich im
Welcome-Hotel in Essen ein. Das Einchecken ging schnell. Aber mein Zimmer war
noch nicht bezugsfertig. Das war nun blöd. Der Termin war erst um 14:00 Uhr.
Es war erst kurz nach halb eins. Naja, eine nette Taxifahrerin war gerade an
der Rezeption, weil eine Bestellung sich zerschlagen hatte. Nur ihr hatte
niemand etwas davon gesagt. Da kam ich ihr gerade recht. Nach kurzem Small-Talk
und Verhandlung kamen wir überein, dass sie mich für zwölf Euro in der
Hafenstraße absetzen würde.
Zwanzig Minuten Fahrt und ich
war dort. Die Hausnummer war nicht leicht zu finden. Als ich schon ausgestiegen
war, entdecke ich die Nummern - an
den Stadtwerken der Stadt Essen. Na, ob das alles so richtig sein konnte. In
der Mail war die Adresse aber eindeutig benannt. Nun hatte ich noch eine Stunde
Zeit. Gottlob gab es nebenan eine gute alte Wurstbude. So war die Zeit gut überbrückt.
Hunger hatte ich inzwischen.
Kurz vor zwei ging ich auf die
Straße. Hmm. Was tue ich? Stadtwerke, klingeln? Was ist das für eine Firma
„The Net“ in der obersten Etage? Hm hm hm… watt nu. Ich beschloss, die
Gegend zu Fuß zu erkunden. Ich wusste von einem „Raketenkarussell“, in dem
der Dreh stattfinden sollte. Das sollte doch nicht zu übersehen sein. Denkste
Puppe - nichts zu sehen.
Da sprach mich ein junger Mann
an, ob ich zufällig zu dem Perry-Rhodan-Dreh gehören würde. Ja klar, fiel
mir die Erleichterung aus dem Gesicht. Er sei der Praktikant und chauffiere die
Teilnehmer zum Drehort.
Immerhin, er kam mit einem
E-Klasse Kombi vorgefahren, neueres Baujahr
- schon mal gut. Mit Automatik allerdings war er nicht vertraut. Aber
wir kamen gut am Ort des Geschehens an. Ich war der erste am Tatort. Bekannte
Nasen sah ich noch keine. Die Leute war‘n schon mal nett.
Wenig später kamen nach und
nach auch Frank Borsch, Marc Herren, Christoph Montillon, Leo Lukas, Uwe Anton
und Sabine „Bre Tsinga“ Kropp herbei. Sabine, Frank und Christoph hatten
sogar ihre Kinder dabei. Das versprach ein interessanter Nachmittag zu werden.
Zuerst standen wir gemütlich
bei Kaffee und laufendem Heißlüfter in einem leichten Bierzelt beieinander.
Die Technik war noch nicht so weit. Nathan’s Wetterkontrolle war nicht mit
uns. Es regenete, windete - und
das verdammt kalt. Nach einiger Zeit sollten wir im Karussel probesitzen.
Angesagt war: lauft mal laut rufend und freudestrahlend ins Karussell und setzt
Euch rein. Es müssen nicht alle, aber es müssen sich alle gut verteilen, weil
das Karussell eigentlich für Kinder(gewichte) ausgelegt ist. Hmm… naja…
OK.
Nach zwei Fehlversuchen war
der Regisseur mit dem Dritten „Aufsitzen“ dann endlich zufrieden. Gefahren
wurde trotzdem noch nicht. Erst musste wieder die Technik vorbereitet werden.
Also tranken wir wieder ein paar Tassen Kaffee.
Kurze Zeit später wurde die
Truppe wieder zusammengerufen. Wir fuhren einige Runden mit dem Karussell.
Wegen des Wetters und weil die Runden erheblich länger waren als bei einem gewöhnlichen
Rummel, froren wir erbärmlich, hatten aber auch unseren Spaß. Wie die kleinen
Kinder flogen wir unsere Runden, hupten auf Anweisung fleißig
- und das Kamerateam machte unermüdlich Aufnahmen davon, von diversen
Positionen aus.
Das Ganze wurde insgesamt noch
zweimal wiederholt. Zwischendurch konnten bzw. mussten wir uns immer wieder im
Zelt aufwärmen. Der Heißlüfter war stets stark frequentiert.
eim nächsten
Karusselldurchgang fuhr dann das Drehteam selbst mit. Von verschiedenen
Positionen aus nahmen sie uns alle auf. Dieser Durchgang dauerte noch länger
und es regnete junge Hunde. Anschließend konnte wir uns wieder ins warme Zelt
verziehen. Aber Uwe Anton musste nun Einsatz zeigen. Er stieg ins Führerhäuschen
des Karussels und sprach im
Nachhinein Regieanweisungen an uns Karussellfahrer. Später würde das
zusammengeschnitten auch wieder Sinn ergeben. Bis dahin war das eben typisch
Film, wie das hier ablief.
Nach all der Karussellarbeit
standen reihum die Interviews an. Christoph Montillon machte den Anfang. Ich
war der Zweite. Zwischendrin wurden die „Freiwachen“ zu einem Imbiss
gefahren, wo Leib und Seele zusammengehalten wurde. Die Interviewerfahrung war
für mich dann doch neu. Ich wurde gar nicht klassisch befragt und gab
Antworten. Das Ganze lief so ab, dass nur kurz besprochen wurde, auf welche
Fragen ich eingehen sollte. Stell Dich hier hin, wandere nicht nach rechts (und
das war so „scheißenkalt“). Relativ frei habe ich dann einige Sätze und
bildhafte Vergleiche gebracht, um mich selbst vorzustellen, darzustellen, was
ein Risszeichner tut, wie wir zeichnen, welche Anekdötchen es so in meinem
Risszeichnerleben gab, was ich hauptberuflich tue und und und.
Am Stück war das echt ein
Brett. Aber kurze Unterbrechungen waren gar nicht schlimm. Ich musste nur immer
mit dem kompletten letzten Satz neu anfangen. Der Schnitt besorgt den Rest.
Etwa zehn Minuten Text haben wir so aufgenommen, wovon später vielleicht zwei
bis fünf gesendet werden. Ich habe keinen Einfluss darauf, was davon gesendet
wird oder wie es zusammengeschnitten wird. Ich hoffe das Beste
- auch im Sinne aller anderen Zeichner.
Hoffentlich habe ich Euch würdig vertreten, Kollegen. Ich habe alles
gegeben.
Als die nächsten
Interviewpartner eintrudelten, wurde ich, so gegen halb acht, wieder zum Hotel
geshuttelt. Ich hatte nun einige Freizeit. Ein wenig aufs Bett legen, die Seele
baumeln lassen, fern sehen - und
nach acht irgendwann dann zur Hotelbar. Wo bleiben die nur alle. Christoph mit
seinen Kindern kommt noch herunter.
Frank Borsch sieht man nur ganz kurz. Sabine will ihre Tochter gar nicht
alleine lassen. Nachdem Christoph seine beiden ins Bett gebracht hat, sitze ich
unten wieder alleine.
Zwei Amerikaner aus Pitsburg
an ihrem letzten Abend in Deutschland sind willkommene Opfer, meine
Englischkenntnisse wieder aufzufrischen. Wir haben eine Stunde lang viel Spaß
und tauschen die üblichen germanoamerikanischen Standards aus. Als ich dann
kurz vor zehn langsam müde werde und aufs Zimmer gehen will, entdecke ich Leo
und Marc an der Bar, hinter mir. Beide saßen so unglücklich in meinem toten
Winkel, dass wir uns nicht bemerkt haben. Das gleiche galt anders herum
- weil sie mich haben englisch reden hören und mich deshalb nicht
zugeordnet haben. Immerhin sehen wir uns nicht eben jeden Tag.
Wir schnacken „noch kurz“
ein paar Worte - und ehe wir uns
versehen, ist es einiges nach Mitternacht. Wie die Zeit vergeht. Wir kamen
von einem Thema ins andere ohne uns zu langweilen.
Beim Frühstück,
gegen halb neun am nächsten Morgen, trafen wir uns wieder. Manche waren schon
früher fertig und hatten ausgecheckt, z.B. Frank Borsch. Manche kamen noch später
eingetrudelt. Es war ein munteres Kommen und Gehen. Man tauschte sich aus und
redete über dies und das.
Gegen viertel nach zehn musste
ich dann aufbrechen. Die Rückfahrt lief ähnlich entspannt und in ähnlicher
Zeit wie die Hinfahrt. Gegen eins war ich wieder zu Hause. Das erste, was ich
dann in Angriff nahm, war die vielen Fotos (152 Stück), die ich gemacht hatte
zu ordnen, eine kleine Diashow davon zu machen und diesen kleinen Reisebericht
zu schreiben. Beide CDs/DVDs sind inzwischen fertig und gehen Montag auf den
Weg zum Verlag. Mal sehen, was Sabine Kropp zu einigen Fotos sagen wird. „Ach
was“, hatte sie gesagt, „ich zensiere doch sowieso
alles, was mir nicht passt“. Oder sooo. Gut, dass sie dabei mit den
Augen gezwinkert hat.
Für mich war die
„Fernseharbeit“ eine interessante Erfahrung. Ich würde das jederzeit
wieder tun. Die Fahrt - auch die
Fahrtkosten - waren es mir wert.
Andreas Weiß
- am 07.05.2010
|