PERRY RHODAN Worldcon 1991

24. August bis zum 25. August 1991

in Karlsruhe

leider liegen noch keine Fotos hierzu vor.

"Das Fest für Freunde" im kühlen Kongreßzentrum zu Karlsruhe am heißen Hochsommerwochende des 24. und 25. August 1991 ist für uns Risszeichner zu einem wirklichem Fest der Freude geraten. Endlich konnten wir uns mit unserer RISSZEICHNER-PERFORMANCE vor einem ganz großen, interessierten und engagierten Con-Publikum erfolgreich in Szene setzen, nachdem wir über Jahre hinweg mit lauwarmer Resonanz bei einigen dem allgemeinem Fandom zugetanen Regional- und World-Cons trainieren durften. Wir waren also bestens vorbereitet, doch im Gegensatz zu Saarbrücken '86, wo wir wohl eher als lästige Zaungäste erschienen waren, passte diesmal auch der organisatorische Rahmen perfekt, der es uns Risszeichner erstmals ermöglichte, uns und unsere Arbeit als gleichberechtigten Bestandteil des PR-Teams zu präsentieren. 

Der große Auftritt zusammen mit den Autoren, die Unterkunft und vorzügliche Verpflegung im Hotel, die auch Begegnungen der unmöglichen Art zuließen (habe z.B. Peter GRIESE als wider Erwarten sehr umgänglichen Zeitgenossen kennen gelernt), und all die kleinen und größeren Annehmlichkeiten des 'VIP-Daseins' ließen selbst die abgebrühtesten Skeptizisten im Zeichner-Team ein wenig gnädiger gestimmt denn gewöhnlich, erscheinen. Auch wenn zuerst nur ein kleiner Kreis von Auserwählten in den vollen Genuss verlagsseitiger Anerkennung und Aufmerksamkeit kam und sich die Nachnomimerten da vergleichsweise stiefmütterlich behandelt sahen, insbesondere Boris BOCKSTAHLER und Bernd HELD trugen es mit Fassung (selbst unter den 'rädernden' Bedingungen ihrer automobilen Unterkünfte) und halfen den sechs verpflichteten Vollzeit-Performern zur Wahrung ihrer Repräsentationsaufgaben. wo sie konnten, durch die Übernahme der Videodokumentation unserer 'Sternstunden'(Boris) bzw. die unabkömmliche Vertretung unseres Verkaufstandes im Blues-Raum (Bernd). überhaupt war der sensationelle Abverkauf unserer RZ-Rollen und RZJ-Back-Issues ein erfreulicher Auftakt in den ersten zwei Con-Stunden des Samstags. Danach waren wir

sowieso so gut wie ausverkauft und nahmen nur noch Abo-Vorbestellungen fürs RZJ in ungeahnten Größenordnungen zu Protokoll. Eine unfreiwillige Verzögerung der Begrüßungsgala im großen Brahms-Saal des architektonisch sehr überzeugenden Karlsruher Kongreßzentrums brachte dem RZ-Workshop im Blues-Raum einen unverhofften Zulauf, angelockt wohl auch durch Oliver JOHANNDREES' abendfüllenden Video-Clip über das Entstehen einer Risszeichnung. Während der zwei Con-Tage wurde der Monitor im Gang von einer steten und unglaublich geduldigen Menschentraube umlagert. Und wer sich an diesen Menschenmassen zum eigentlichen, schon am frühen Freitag-Nachmittag von Oliver und dem mit ihm angereisten Günter PUSCHMANN mit allem zur richtigen RZ-Performance Notwendigen bestückten Veranstaltungsraum durchgekämpft hatte, konnte dann den Zeichnern bei der Lösung schwieriger perspektivischer Probleme über die Schulter schauen, die schon erwähnten Devotionalien erstehen und mit Unterschriften versehen lassen, natürlich unseren in Originalgröße ausgestellten Werken in allem gebotenen Respekt entgegentreten und sich nicht der Beantwortung unseres vom bisher verkannten Demoskopie- und Marktforschungsgenie Christoph ANCZYKOWSKI ausgetüftelten RZ-Fragebogens zu entziehen, der deshalb schlussendlich auch von annähernd jedem fünften WorIdCon-Besucher ausgefüllt worden ist und das Interesse der PR-Fans an 'ihren' Risszeichnungen eindrucksvoll bekundet.

Nach dem triumphalen Einzug der Gladiatoren in der nach Augen- und Ohrenzeugen bombastischen Eröffnungsshow (hinter der Bühne kriegt man ja gar nichts mit!) und einer eher zwiespältigen Expo-Factory-Nabelschau unter dem Motto 'Was wäre, wenn...' wurde es für uns ernst: die Podiumsdiskussion zwischen Risszeichnern und RZ-Redakteur Ernst VLCEK im großen, gut gefüllten Brahms-Saal nimmt ihren Lauf. Glücklicherweise sind wir alle durch ein minutiös von Andre HÖLLER vorbereitetes Manuskript gebrieft, der Titel der Veranstaltung "Kann's nicht eine Transformkanone mehr sein" macht Laune, eine Stunde verrennt da oben wie im Flug, und der Ernst scheint aufgeregter als wir alle zusammen - oder ist's doch nur sein Wiener Schmäh?!?

Am Nachmittag steht dann für mich nur noch mein Vortrag über die Ästhetik der Risszeichnungen an. Eine Kleinigkeit - habe ich mir doch die Overheadfolien und die den Vortrag begründenden Thesen ein Jahr lang nicht mehr angeschaut. So lerne ich zusammen mit meinen Zuhörern die wunderbare Welt der Risszeichnerischen Ästhetik aufs Neue kennen. Leider steht der trockene, theoretische Kram ganz zu Anfang (keine RZ weit und breit auf der Leinwand zu erspähen!), die Zuhörer sind leicht konsterniert, das Publikum fluktuiert. Georg JOERGENS parliert ganz in meiner Hörweite mit einem Interviewer. Bernhard STOESSEL und sein 'VARIO-500' sind dann die Rettung, die Tür ist zu und keiner verlässt den Saal. Der Con ist für mich gerettet!

"Die RISSZEICHNER-PERFORMANCE würde am liebsten in Permanenz tagen, doch die rigorose Ordnertruppe lässt unseren Saal räumen, nur mit Mühe gelingt es Georg noch in den späten Nachmittagstunden unter Verdunklung seinen Dia-Vortrag über das Design der Zukunft und Syd MEAD im speziellen über die Bühne zu bringen, denn die Große WorIdCon-Party wirft ihre dräuenden Schatten voraus. Glücklicherweise sind wir als Nicht-Autoren von der Anwesenheitspflicht weitgehend entbunden und versuchen in der Hotel-Bar die besten Plätze zu bunkern. Johnny BRÜCK ist natürlich vor uns da!

Der Con-Sonntag ist schon eher von der gemütlichen Art. der Verkaufsstand ist leergefegt, die Beute schon geteilt, nur die Autogrammjäger sorgen für Kurzweil. Derweilen wird es Mittag, Georg und ich halten einen Tandem-Vortrag über die Geschichte der Risszeichnungen, der wohl als Marathon der besonderen Art in die Annalen der RZ-Historie eingehen wird. Geschlagene zwei Stunden referieren wir zusammen. Die Geduld der über 150 Fans ist einfach phänomenal, während selbst gestandene RZ-Profis die zum Schneiden dicke Luft fliehen müssen!

Noch ein letztes Mal müssen wir unseren Repräsentationspflichten nachkommen, denn es heißt: Macht's gut, und danke für den Fisch! Das große Finale schließt sich direkt an die große PR-Quiz-Endrunde an. von der wir wie von so vielen anderen Veranstaltungspunkten viel zuwenig mitbekommen haben, es wird mir weniger wegen des Sekts, den wir in der Hand haltend die große Treppe zur Bühne herunter zu balancieren hatten, in Erinnerung bleiben, als wegen der tumultuarischen Bemühungen aller Beteiligten. Hunderte von blauen Kleinst-Frisbees in den Saal zu schleudern. Wie durch ein Wunder wurde kein PR-Fan ernsthaft verletzt.

Für das gesamte Team klingen die anstrengenden, aber intensiven Tage von Karlsruhe bei einem gemütlichen Abendessen im Hotel aus; in einer gelösten Atmosphäre werden noch letzte Entscheidungen auf den Weg gebracht. So gelingt es Boris Bockstahler unter der Patronage von Ernst Vlcek dem in all den Tagen arg gestressten 'Henker von Rastatt', Florian F. MARZIN, die Zustimmung für das Jubiläums-RZ-Poster 1600 des HUMANIDROMS abzuringen. Ob dies allein der hohen Qualität der Bockstahler’schen Vorzeichnung und nicht auch der vorgerückten Stunde zu verdanken ist, wird wohl immer eines der Geheimnisse dieses WorIdCons bleiben. Wie auch die Frage, wo war eigentlich Heinz HASSFELD? Immerhin konnten wir als Weggefährten und Redaktionskollegen aus alten Tagen Günter RENSCH an unserem Stand begrüßen, der Fortbestand des RZJs hat ihn, wie andere auch, dann sichtlich überrascht.

Alles in allem also ein gelungenes Fest für Freunde und gerade auch für uns Risszeichner und RZ-Begeisterte, und dies lässt uns auf den nächsten Weltcon hoffen. Vielen Dank also auch den Organisatoren Doc Marzin und seine tüchtigen Helferinnen, die selbst in Momenten der größten Hektik nie die Übersicht verloren haben. Großes Kompliment dafür! Wie gut wir waren, wissen wir ja selbst!

Gregor Sedlag

 

Artikel wurde veröffentlicht im RZJ 76 - 11-12/1991