www.rz-journal.de - © by by Oliver Johanndrees & Günter Puschmann und Perry Rhodan - published in PR 627/ IV. - Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Die Verwendung der Zeichnungen auf einer eigenen Homepage ist nur mit Genehmigung des Zeichners, des Verlages und unter Benennung der Bezugsquelle und des Copyrightinhabers gestattet. Verlinkung sind nur auf die Originalquelle zulässig.

 

Extraterrestrial Sightseeing (Teil 6)
Lasterhölle Lepso

Der kritische Leser wird sich nun fragen, was ausge­rechnet Lepso mit seinem wahrlich nicht sehr positi­ven Ruf als Zwischenstation hier zu suchen hat Doch bevor er mißfällig die Nase rümpft, sollte er sich, als hoffentlich aufmerksamer und eifriger Leser der „Historia Galactica“, die auf seine spezielle Art besonde­re Bedeutung und Stellung Lepsos vergegenwärti­gen.

Zum Beispiel die von allen imperialen oder galakti­schen Rechtsprechungen gelöste sogenannte Anar­chie-Verordnung, ein Gesetzbuch, das während der ersten 3 Jahrhunderte auf Lepso die letzte Instanz bei Streitfällen war. Die Tatsache, daß eine Samm­lung von 14 handgeschriebenen Blättern übereinen solchen Zeitraum hinweg das Leben eines ganzen Planeten regelte, ist fast unvorstellbar. Diese voll­kommen frei auslegbare „Grundverfassung" be­stimmte natürlich auch die ökonomisch-politische Entwicklung Lepsos. Ein solches Überangebot an Gesetzeslücken zog Personen, deren Ansichten in entscheidenden Fragen sich mit denen der Allge­meinheit um mindestens 90 Grad unterschieden, ge­radezu magisch an. Kapitalverbrecher, Abenteurer, Spieler, deren bisherige Laufbahn sie in ihrem Bewe­gungsdrang zu behindern drohte und Drogenfabri­kanten auf der Suche nach Steuerparadiesen stellten einen Hauptteil der Bevölkerung.

Über Jahrhunderte hinweg blühte Lepso und sonnte sich in seinem Ruf. Es gab nichts, was man hier nicht kaufen oder besorgen konnte. Ware oder Dienstleistung, mit der richtigen Portion Galax ging alles.

Oft wurde vom Solaren Rat vehement die Forderung aufgeworfen, endlich etwas gegen dieses „Babel* zu unternehmen, den Schandfleck von den galakti­schen Karten zu tilgen, falls nötig. Doch erstaunlicherweise schien Lepso auf seine Art Narrenfreiheit zu besitzen, denn nicht ein einziges Mal wurde von der Großadministration ernsthaft in Erwägung gezo­gen, hier offen zu intervenieren.

Letztlich schienen die Aussichten auf die Folgen ei­ner solchen Operation bedrohlicher zu sein, als die­ses jedem bekannte Krebsgeschwür. Hier war ein freier Tummelplatz andernorts unerwünschter Sub­jekte, die hier genug mit ihresgleichen zu tun hatten, um nicht zu einer akuten imperialen Gefahr zu wer­den. Natürlich, das Potential war erwiesenermaßen vorhanden, wie das Beispiel der Condos Vasac-Organisation bewies (Lepso war einer ihrer Hauptstütz­punkte und wichtigster Rekrutierungsplanet), doch zwei Tatsachen verhinderten immer wieder eine extreme Zusammenballung der Kräfte. Einerseits die unglaublich individuell eingestellte Bevölkerung, die jedwede Organisationsbildung von selbst negierte, andererseits die USO, die mit einer nicht unbeträcht­lichen Präsenz auf Lepso im Untergrund arbeitete und so alle Ansätze von konspirativen Verbindungen sofort unterband.

Aber letztlich wird jedes „Paradies" von der Zivilisa­tion überrollt, auch Lepso macht in diesem Punkt kei­ne Ausnahme. Der endgültige Fall dieser Enklave vor Gesetz und Ordnung wurde mit der Konsolidierung der galaktischen Union besiegelt. Durch die vollbe­rechtigte Mitgliedschaft Lepsos im Galaktikum war natürlich auch die Anerkennung der allgemeinen Gesetzesgebung unumgänglich.

Eines jedoch hat sich bis zum heutigen Tage nicht geändert: der unwirkliche Ruf Lepsos, der immer noch Abenteurer und Spieler jedweder Coleur an­lockt und ihnen (allerdings in sehr beschränktem Ma­ße) Freizügigkeit und Unterhaltung verspricht. Die meisten der auf Lepso vertretenen Etablissements strahlen immer noch ein gesetzloses und leicht ge­walttätiges Fluidum aus, sodaß viele böse Zungen behaupten, nichts hätte sich hier verändert. Dieses Gerücht wird natürlich auch von allen Einwohnern gern bestätigt, da es die nötigen Touristen anzieht, auf die Lepsos Wirtschaft heute angewiesen ist. Soweit der kleine Exkurs in Lepsos Geschichte. Um sich auch einen visuellen Eindruck der Örtlichkeiten verschaffen zu können, bitten wir Sie, sich das ne­benseitige Hologramm anzusehen, das einen Ein­blick in eine der so charakteristischen Raumfahrer­bars bietet. Der „SCHWARZ-GELBE TROMP- SCHWANZ“, so heißt dieses Lokal, ist nach Originalplänen des 27sten Jahrhunderts wieder aufgebaut und eingerichtet worden. Wie alle anderen Besitzer der hiesigen Vergnügungslokale ließ der Inhaber OÜ van JU (ein Blue, der beim Flaum seines gelben Felles schwört, chinesischer Abstammung zu sein) beson­dere Sorgfalt bei der Restaurierung walten. Sie machte auch vor Gerüchen und Schmutz nicht halt...

 

„Auszug aus der Reisebroschüre „Lepso für Insider“ Ihrer Reisegesellschaft“

© Text & Zeichnung by Oliver Johanndrees und Günter Puschmann