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Wohnen in Terrania
(Terr. Stadtteil) anno 3500

 

„Terrania City. Die größte Stadt auf Terra und im Solsystem. Schon seit den Tagen der Dritten Macht war Terrania das Verwaltungszentrum Terras. Wen wundert es, daß sich der zentralste aller zentralen Orte regem Zustrom an Bewohnern gegenüber sah, der natürlich immer mehr zunahm, je besser die Infrastruktur sich entwickelte, und diese Infrastruktur wiederum entwickelte sich immer besser, je mehr Einwohner sie zu versorgen hatte. Natürlich muß­ten sie untergebracht wenden, und ihre Ansprüche diesbe­züglich waren nicht gering. Schließlich soll das Leben gerade auch in einer Multimetropole wie Terrania so ange­nehm wie nur möglich sein. Vielen ist - wenn ich wenn ich dieses Negativbeispiel anführen darf - wahrscheinlich nach der Fall von lenes City auf Motar, das vor einigen Jahren in die Schlagzeilen geriet, in Erinnerung, und so wollten wir es keinesfalls machen, als es galt, das neue Wohnviertel Terrania-Nord, Bezirk;21, für doch immerhin 8000 Menschen aufzubauen. Wenn ich mich hier so umschaue, glaube ich, ist uns das gelungen.“ (Ausschnitte aus einer Rede von Maxar Kodern, Leiter des Stadtbauamts von Terrania, anläßlich der offiziellen Einweihung des neuen Wohnviertels Terrania-Nord, Bezirk 21, am 21.09.3512 A. D.)

Terrania stellt sich als eine dynamische Großstadt dar: nichts ist statisch, alles unterliegt beständigem Wandel. Die zu Beginn des 4. Jahrtausends begonnene Umgestal­tung der Metropole von einem „menschlichen Ameisennest“ zu einer aufgelockerten, grünen Wohnstadt hat auch im 35./36. Jahrhundert noch längst kein Ende gefunden. Immer noch entstehen neue Komplexe, werden alte be­seitigt oder umgestaltet.

Ein Beispiel für neu entstandene Komplexe stelle Terrania-Nord, Bezirk 21, dar, eine typische Klein-Wohnsiedlung in Terrania, ja typisch und durchaus auch richtungsweisend für alle neueren Wohnlagen in größeren Städten haupt­sächlich terranischer Einwohnerschaft auf welchen Planeten auch immer. Den human-raumordnerischen Tendenzen folgend, dominieren kleinere Wohneinheiten mit verhältnismäßig großzügig ausgelegten Einzelwohnungen, wenngleich die Städteplaner es immer noch nicht ganz geschafft haben, sich von der sogenannten Großwohnlandschaft (ein beschönigender Ausdruck für z.T. riesenhafte Wohntürme und -anlagen) abzuwenden. Immerhin fielen die Gesamtheinheiten schon wesentlich kleiner aus als zu früheren Zeiten (so verfügt die gezeigte Tell-Wohnanlage gerade noch über 240 einzelne Wohneinhei­ten])

Sehr großen Wert legte man beim Bau auf die Individuelle Infrastruktur des Viertels. Terrania-Nord besteht aus 5 einzelnen unregelmäßig angeordneten Tell-Wohnanlagen, deren jede sich in Form eines mehr oder weniger verun­glückten, mehrmals unterbrochenen und z.T, versetzten Dreiviertelfreises um einen künstlichen See mündet. Die Seen wiederum sind durch breite Kanäle und Schneisen miteinander verbunden. Vielfältige, vorn Ordnungsamt weitgehend der Phantasie des einzelnen überlassene und weitgehend nicht reglementierte Freizeitmöglichkeiten (vorzugsweise Wassersport, wie einleuchten dürfte) sind somit unmittelbar vor Ort möglich. Als Beispiele genannt seien Bootsfahrten, Aquagliding, Schwimmen und Tau­chen in eigens abgeteilten Bereichen.

Aus der vielgerühmten Infrastruktur gar nicht wegzuden­ken sind natürlich die vorbildlichen Verkehrseinrichtungen, hier in Form von blockeigenen Rohrbahnen mit Sta­tionen in jeder Untereinheit des Gesamtblocks und selbstverständlich mit Anbindung an das regionale Netz von Terrania. Gleiterbahnhöfe befinden sich an der abgewandten (hier nicht sichtbaren) Seite der Anlage. Wohnwert wird großgeschrieben. Ausfluß dieser Philosophie sind hier in der Außengestaltung die vielfältigen inte­grierten Grünanlagen (die z.T. aus einheimischen, z.T. aus importierten Gewächsen bestehen), die an beiden Seiten terrassenartig ansteigenden Stockwerke mit ihren groß­flächigen Aussichtsfenstern und der Möglichkeit, die Ab­sätze auch als Terrassenfläche zu nutzen, und einige Außenlifts, Gondelbahnen nicht unähnlich. Auch die Innen­gestaltung trägt dem Konzept Rechnung durch eine ent­sprechende Innenarchitektur.

Trotz aller Vorteile darf nicht verschwiegen werden, daß es sich bei der gezeigten Anlage um ein Nur-Wohnviertel handelt, daß man also Dienstleistungsbetriebe und Einkaufsmöglichkeiten vor Ort vergeblich suchen wird. Teile der Öffentlichkeit und der Presse prangerten dies zum Teil recht drastisch als Fehlplanung an; Kodern bestritt dies zwar entschieden, wollte jedoch nicht näher auf die Gründe seiner Überzeugung eingehen.

So mutet es dann auch fast als nachträgliche Wiedergut­machung an, daß der gesammten Wohnanlage einerseits, andererseits aber auch jedem einzelnen Block eine Art be­schränktes Selbstbestimmungsrecht in ihren eigenen An­gelegenheiten verliehen wurde (ein verhältnismäßig neues Konzept von „Weniger Staat im Alltag“). Dies betrifft v.s. die laufende Verwaltung, die Unterhaltung der Anlage, die hauseigenen Verkehrsmittel die Nutzung der Freizeitmöglichkeiten und natürlich soziale und kulturelle Aufga­ben. (Der Gemeinsame Verwaltungsausschuß hat hier beispielsweise eine Kunstausstellung initiiert, der die ge­zeigten eigenartigen Kugeln am Stiel dienen. Es sind über­große, hell erleuchtete Holokugeln, in welchen zur Zeit Tridi-Gemälde und Plastiken von Altmeistern terranischer Kunst aus dem Zeitalter der Dritten Renaissance gezeigt werden.)

Trotz mancher Nachteile stieß Bezirk 21 daher auch auf ein im großen und ganzen positives Echo, und es besteht Anlaß zu der Überzeugung, daß Bezirk 21 der Neugestal­tung Terranias beachtenswerte Impulse liefern wird.

Zeichnung: © Copyright by Manuel deNaharro
Text: Tilo Kirstein 01/90