www.rz-journal.de - © by Dieter Bohn und Perry Rhodan - published in PR 2140 - Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Die Verwendung der Zeichnungen auf einer eigenen Homepage ist nur mit Genehmigung des Zeichners, des Verlages und unter Benennung der Bezugsquelle und des Copyrightinhabers gestattet. Verlinkung sind nur auf die Originalquelle zulässig.

 

 

Terranische Alltagswelt

Notfalleinsatz!

Auch in der vollrobotisierten Welt des 14 Jahrhundert NGZ gibt es Bereiche, die nicht ohne den Einsatz menschlichen Personals auskommen.

Einer dieser Bereiche ist der medizinische Notfalleinsatz

Trotz hochgezüchteter medizinischer Technik ist es nicht damit getan, anhand von Symptomen eine Diagnose zu stellen. Entscheidend, gerade in Notfallsituationen bei denen der Patient bei Bewusstsein ist, ist oft auch der menschliche Zuspruch.

In einer Gesellschaft in der alle unangenehmen Arbeiten von robotischen Einheiten übernommen werden, erscheint es dem außenstehenden Beobachter verwunderlich, wie das  menschliche Notfallpersonal in ihrer Berufung aufgeht. 

Überhaupt vermitteln Trivid-Seifenopern wie "Die Mantar-Klinik" [1] oder "Medogleiter 741" oft ein falsches Bild von der Wirklichkeit.

Die tagtägliche Konfrontation mit dem menschlichen Leiden und der manchmal vergebliche Kampf gegen das verrinnende Leben auf der einen Seite und das bisweilen stundenlange Warten auf den nächsten Einsatz erfordern eine stabile psychische Konstitution oder persönliche Strategien, um die täglichen Erfahrungen dieses Berufes zu verarbeiten [2].

Der angespannte Gesichtsausdruck des Personals in  à Abbildung 1 lässt ein wenig von dieser Belastung ahnen.

Das Bild zeigt einen gerade gelandeten Rettungsgleiter vom Typ ‚STREGA GF-2’ am Raumhafen Maasport, dem lokalen Raumflughafen des Rhein-Ruhr-Megaplex in der Nähe der Stadt Venlo.

Da sich im Süden der Stadt eine kleine Kolonie der Jülziish (Blues) angesiedelt hat, ist es hier auch nicht ungewöhnlich, einen Angehörigen dieser Rasse in diesem Team anzutreffen.  

Dass sich ein Angehöriger des als „Galaktische Mediziner“ [3] umschriebenen Volkes der Aras bei der Gruppe befindet, entspricht zwar einem gängigen Klischee, ist aber außerhalb terranischer Großstätte wie Terrania City, die absolute Ausnahme.   

Deutlich zu erkennen ist das LFT-weit verwendete Signet [4] der Notfallambulanzen: 

Vier Symbole gruppieren sich auf einem hellblauen Hintergrund: 

Es sind die Sinnbilder, die zum Teil seit altersher in der terranischen Kultur für "Erste Hilfe" stehen:

       Das Rotes Kreuz der altterranischen [5] westlichen Kultur

       Der Rote Halbmond des präatomaren "Nahen Ostens" [6]

       Die stilisierte DNS der arkonidischen Humangenetik, die nach der Landung der Stardust auf dem irdischen Mond einen radikalen Einfluss auf die terranische Medizin nahm.

       Das Schriftzeichen für "Hilfe in Notfällen" der Galaktischen Mediziner. [7]

 

Über dem Patienten schwebt eine medizinische Erstversorgungsdrohne vom Typ "DRUUNA" (siehe auch à separate Abb.).

Die Zentralkugel enthält hauptsächlich eine Positronik mit einer medizinische Datenbank. 

Über ein ankoppelbares Modul mit Manipulatortentakeln können mittels mikrochirurgischer Instrumente kleinere Operationen (wie direkte Gefäßverschlüsse vor Ort, endokavitäre Kauterisationen) noch während des Fluges zur nächstgelegenen Klinik durchgeführt werden.

Über eine Monitoring-Einheit, die dem Patienten angeheftet wird, können die biometrischen Daten laufend überwacht werden.

Im äußeren Ringsegment befinden sich eine Vielzahl von Kammern mit einer Auswahl von intravenös oder subkutan verabreichbaren Medikamenten, die bei einer Erstversorgung zum Einsatz kommen. 

An die Drohne können externe Behälter angekoppelt werden z.B. mit blutgruppenneutrale Blutersatzstoffen, die in einem Rettungsgleiter immer auf Vorrat gehalten werden. 

Die Drohne verfügt über einen relativ leistungsschwachen Antigravantrieb, der im Ring untergebracht ist. Durch diese Mobilität und durch ihre kleinen Abmessungen kann die Drohne auch an schwer zugängliche Unfallorte vordringen und so bei Unfallopfern eine Erstversorgung vornehmen, bis entsprechend schweres Bergungsgerät am Unfallort eingetroffen ist. Normalerweise wird sie dann Anweisungen des leitenden Arztes ausführen. Sie ist jedoch auch in der Lage, selbstständig Diagnosen zu stellen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Abhängig von  dem Grad der Beeinträchtigung des Gesundheitszustandes eines Patienten wird das medizinische Risiko anhand der TEZA-Stufen [8] klassifiziert. 

TEZA I      Patient ohne systemische Erkrankung 

TEZA II     Milde systemische Erkrankung, keine funktionelle Einschränkung

TEZA III     Schwere, medikamentenpflichtige Gesundheitsstörung, funktionelle Einschränkung 

TEZA IV    Schwerste Gesundheitsstörung, dauerhafte schwere Beeinträchtigung, konstante Lebensbedrohung

TEZA V     Schwerkranker Patient, der mit oder ohne Operation die nächsten 24 h mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht überleben wird.

TEZA X     Extraterrestrische Patienten, über deren Physiologie dem behandelnden medizinischen Personal keine Daten vorliegen. Jeder Eingriff an einem solchen Patienten könnte aufgrund der unbekannten Anatomie tödlich sein [9]

Etwa 81% der Notfallpatienten fallen in die TEZA-Stufen IV und V.

Obwohl diese Tätigkeit ein hohes Maß an Belastung und Aufopferung erfordert, gibt es keine Nachwuchsprobleme.
Es scheint, dass gerade die Erfahrung des Leidens, welche die Invasion der Dscherro, der 
Diener der Materie Ramihyn  oder zuletzt der Krisenfall Karthago im Bewusstsein der Menschen hinterlassen hat, dazu geführt hat, dass der Einzelne bereit ist, wieder mehr Verantwortung für das Wohlergehen seines Mitmenschen zu übernehmen.

Auch die medienwirksame Rolle, die der Galaktische Mediziner Zheobitt bei der Lösung der Krise um die Monochrom-Mutanten gespielt hat [10], hat ihren Teil dazu beigetragen, dass der Dienst am Nächsten heute wieder ein hohes Ansehen geniest. 

von Dr. med. Dieter b’Ohn  [11]


Fußnoten und Quellenangaben

[1] Gemeint ist hier nicht die Mantarklinik des Kontinents Rotrom auf dem Planeten Aralon, sondern ein fiktiver Klinikkomplex im Zentrum des Kontinents Europas auf dem Planeten Terra. Die missbräuchliche Verwendung dieser für Aras hochheiligen Institution sorgt bei den Mantar-Zada - den Betreibern der berühmten Mantarklinik - für anhaltende Verstimmung. Eine entsprechende Klage gegen die ausführende terranische Filmgesellschaft wird seit einiger Zeit vor dem Galaktischen Gerichtshof verhandelt.

[2]    Langjährige Medotechniker haben deshalb oft eine Mentalität zu eigen, die Anderen mitunter befremdlich erscheint: Nirgends findet man so viele Zyniker und Sarkasten wie in diesem Beruf.

[3]   Zur Geschichte der Galaktischen Mediziner siehe à Anhang „Die Zunft der Mantarheiler“ im Pangalaktische Report PR 2040 von Raïna da Orcast

[4]   Grundlage dieses Signets bildet die arkonidische Symbolfamilie für medizinische Belange:
Vier zu einem Kreuz mit offenem Zentrum angeordnete dicke Balken, umgeben von einem vierfach, jeweils an den Kreuzbalken unterbrochenen Kreisring.
Die Hintergrundfarbe spezifiziert jeweils die Zugehörigkeit zu einzelnen Gruppen, wie z.B.

       hellblauer Hintergrund     =   Medizin, Medik, Medo allgemein,

       gelber Hintergrund             Seuchenwarnung, -kommando („Biohazard“),

       goldener Hintergrund         „Bauchaufschneider“

[5]   Von Henry Dunant 1863 atZ als "Komitee der Fünf" in Genf gegründet.

[6]   Im 1876 atZ zunächst nur für die terranische Region Türkei eingeführt, wurde der Rote Halbmond später in allen Ländern des „Nahen Ostens“ verwendet, eine Region von Terra, in der sich schon eine fortschrittliche Medizin entwickelt hatte, als in weiten Teilen von Europa noch das sogenannte "Finstere Mittelalter" mit Hexenverbrennungen und religiöser Verfolgung vorherrschte.

[7]  Nur wenigen Personen ist bewusst, dass dieses Symbol für den Leitsatz “Zayii Gosner'alor Gor'chron" steht. Wörtlich übersetzt bedeutet dies "(die) Rettung/Heilung/Gesundheit (der) Klienten (gibt es nur für hart umkämpfte) Chronn(ers)" bzw. sinngemäß : "Der Patient/Klient bekommt das, was er bezahlt".
Dieses Denken entspringt der Mentalität der aus den Springern hervorgegangenen Aras, dass ein Patient zuerst einmal ein zahlender Kunde ist.

[8] Terra'si-Zada Anestesiologa“, Interkosmo: Terranische Gesellschaft der Anästhesiologen

[9]   vgl. James White “Der Kampf der Weltraummediziner”, U 3396, Terra

[10]  Wobei in der Öffentlichkeit nur wenig über dessen eigennützige Motive bekannt ist.

[11]   ehemaliger Leiter der Abteilung "Exo-Anästhesiologie" der "a Hainu-Klinik", Mars

Text & Zeichnung: © by Dieter Bohn