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Der terranische Resident

1. Aufbaukonferenz der Völker – 
Terra, Solsystem, 4. Feb.1344 NGZ

Technisches Memo:
Käfigtransmitter

Zweck

Dieses technische Memo soll den Konferenzteilnehmern einen schnellen und verständlichen Zugang zur Transmitter-Technologie geben, wie er dem technischen Stand der Liga Freier Terraner im Februar 1344 NGZ entspricht.

Weiterhin gibt dieses Memo Auskunft über die zukünftigen Pläne der terranischen Regierung zum Thema Transmitter-Verbindungen.

 

Hyperphysikalische Hintergründe des Transmissionsprozesses

Die allgemein akzeptierte Hyperphysik geht davon aus, dass übergeordnete Strukturen des Hyperraums das formen, was für unsere groben Sinne als bekannte Objekte wie Masse und Energie in Erscheinung tritt. Auch Phänomene, die allgemein dem Psi-Bereich zugeschrieben werden, können auf Hyperereignisse zurückgeführt werden.

 

Weiterhin wird unter Bezug auf quantenmechanische Vorgänge postuliert, dass sich jede belebte oder unbelebte materielle Erscheinung in unserer Raumzeit als eine Überlagerung von Einzelereignissen darstellt, die wiederum durch den singulären Charakter des Hyperraumes eine »potenziell unendliche« Ausdehnung haben.

 

Grundlage hierfür ist ein holistisches (ganzheitliches) Erscheinungsbild des Gesamtkosmos. In jedem noch so kleinen Teilbereich ist das Ganze enthalten, das Ganze ist allerdings mehr, als nur die reine Summe seiner Teile. Ähnlich einem Hologramm wird die in den »Teilen« vorhandene Informationsdichte »unschärfer«, trotzdem ist sie noch vollständig vorhanden.

 

Diese Einzelereignisse treten jedoch aufgrund eines »Prinzip der natürlichen Interferenzauslöschung« genannten Grundsatzes aber nicht in Erscheinung. Zusammengesetzte Phänomene müssen sich dem »Prinzip einer Auftretenswahrscheinlichkeit« unterordnen.

 

Ein Transmitter beeinflusst nun auf technischem Weg diese beiden natürlichen Prinzipien:

Wird von Objekt A am Koordinatenpunkt X nun auch an Punkt Y die natürliche Auslöschung aufgehoben und gleichzeitig an Punkt X künstlich ausgelöscht, so erscheint es dem Beobachter, als sei Objekt A ohne Zeitverlust von X nach Y gesprungen.

 

Beim Transmitter handelt es sich um einen Prozess, der der Teleportation, Transition, dem Linear- und auch dem Metagrav-Flug ähnelt: Übereinstimmendes Merkmal ist die dreifache Unterteilung des Prozesses und der damit verbundenen Wirkungskomponenten: ein Mechanismus, der den Eintritt in den Hyperraum bewirkt; ein schützendes Hüllfeld, das dem zu transportierenden Objekt für die Dauer des Hyperraumaufenthaltes ein eigenständiges Mikrokontinuum zuweist; eine Automatik oder Vorrichtung, die am Zielpunkt die Rückkehr ins Standarduniversum herbeiführt.

 

Das zu transportierende Objekt wird in ein Strukturfeld gehüllt, das starke Verwandtschaft zu den Strukturfeldern der Transitionstriebwerke oder des Grigoroff-Feldes hat.

Es kommt zu einer Herauslösung der Interferenzmusters aus dem Raum-Zeit-Kontinuum am Sendeort, was übersetzt »Abstrahlung in den Hyperraum« bedeutet, gleichzeitig eine Konservierung dieses Musters und ebenfalls seine Restrukturierung am Empfangsort.

 

Es handelt sich in der Tat um einen ganzheitlichen Prozess, bei dem das zu transportierende Objekt seinen Abstoss- und Rematerialisierungsimpuls für den »Transport« durch den Hyperraum im Gegensatz zu einem Transitionstriebwerk allerdings von außen verliehen bekommt.

 

 

Klassifizierungen

Die Wissenschaft teilt Transmitter in verschiedene Klassen ein. Geräte, die aus einer Sende- und einer Empfangsstation bestehen, werden auch als einpolare Transmitter (Sender = 1 Pol; Empfänger = 1 Pol) bezeichnet.

 

Ein zweipolarer Transmitter kann als »Grundstufe« des Fiktivtransmitters gelten: Bei einem solchen Gerät ist die Ent- oder die Rematerialisationszone frei wählbar – ein Objekt kann also entweder vom Gerät an einen »beliebigen« Ort befördert oder von diesem zum Gerät hin transmittiert werden.

 

Schließlich soll noch die dreipolare (Fiktiv-)Transmitterform erwähnt werden. Hierbei sind Ent- und Rematerialisierungspunkt frei wählbar und nicht mit dem Standort des Geräts identisch, so dass von »bezugsvariablen Ent- und Rematerialisationszonen« gesprochen werden kann.

 

Den Völkern der Galaxis stehen diese beiden letzteren Klassen aber nicht zur Verfügung.

 

Bauformen

Es sind zwei prinzipielle Bauformen von Transmittern zu unterscheiden:

 

Käfigtransmitter wurden durch ihre Nutzung im Wega-System durch die Ferronen schon sehr früh bekannt. Die Terraner trafen sie zum ersten Mal im Jahr 1975 n.Chr. an. In den darauf folgenden Jahrhunderten wurde dieser Typ allerdings durch die mit akonischer Technik perfektionierte Bauform der Torbogen-Transmitter verdrängt.

 

Während des Aufenthalts der terranischen Flotte im Wega-System im Jahr 1333 NGZ stellte sich heraus, dass die dort noch vorhandenen Original-Käfigtransmitter im Gegensatz zu Torbogen-Transmittern fehlerfrei funktionierende Geräte waren.

 

Was zeichnet den Käfigtransmitter gegenüber anderen Transmitter-Bauarten aus?#

 

Die Antwort: Die quasistatische Transmission des Käfigtransmitters zeigt durch die Kürze der ablaufenden hyperphysikalischen Prozesse eine ungleich höhere Robustheit gegenüber dem erhöhten hyperphysikalischen Widerstand als der dynamische Prozess des Torbogen-Transmitters. Mit anderen Worten: Da im Käfigtransmitter keine permanente Verbindungsstrecke aufrechterhalten wird, die ein Hindurchschreiten ermöglicht, sondern eine impulsartige Abstrahlung erfolgt, liegen die Wahrscheinlichkeiten für Übertragungsfehler und Energie- und Informationsverluste deutlich niedriger als im Torbogen-Typ. Hinzu kommt, dass die Gitterstruktur der Projektoren eine Abschirmung sicherstellt, die den Transportgang ebenfalls stabilisiert.

Die alte Käfig-Technologie arbeitet grundsätzlich störungsfrei, wenngleich mit einem rund 20fach erhöhten Energieverbrauch, sofern die Transportstrecke ein bis zwei Lichtjahre nicht überschreitet. Bis zur so genannten Transmissions-Reichweitenbegrenzung, die bei etwa fünf Lichtjahren liegt und auch für Transitionen gilt, steigt der Energieverbrauch jedoch rasch weiter an; größere Strecken bedürfen deshalb der Sonnenzapfung zur Versorgung.

 

 

Eine neue Transmitter-Generation

Diese Erkenntnisse ermöglichten es, eine neue Generation von Transmittern zu entwickeln, welche in erster Linie in den letzten Jahren die stillgelegten Kurzstrecken-Verbindungen wieder aufleben ließen.

 

Ziel war es zuerst, sowohl für den Personen- als auch für den Frachtverkehr einen praktikablen Bautyp zu definieren. Das Einsatzgebiet soll sowohl lokalen planetaren Transfer als auch weltraumgestützte Verwendungen (Raumschiffe, Stationen) umfassen.

 

Erster Prototyp als modifizierter Nachbau eines ferronischen 
Lastentransmitters zu Testzwecken, 1334 NGZ.

 

Alternative Entwicklung aus der Ableitung des 
konventionellen Käfigtransmitters, 1335 NGZ.

 

Dieser ersten Generation von Transmittern folgte nach intensiven Testläufen eine Phase der Auswertung.

Die Erkenntnisse flossen in eine 2. Entwicklungsgeneration.

 

 

Modifizierter Zwei-Personen-Test-Transmitter, 1337 NGZ.

 

Abweichend zu den bisherigen rechtwinkligen Formen wurde von der Versuchsabteilung von MIFONA ENERGETICS, Titan, durch Feldsimulationen ein kugelförmiger Transmissionsraum entwickelt.

Dieses Modell zeigte in den Testreihen durchweg bessere Werte hinsichtlich Wirkungsgrad (die Felddichte für den quasi-statischen Transmissionsprozess kann bei kleinerem Feldvolumen hoch gehalten werden), Strukturfeld-Stabilität und Transmissions-Fehlerunterdrückung.

 

 

Studie für mobilen, zerlegbaren Eine-Person-Kompakt-Einsatztransmitter, 1339 NGZ.

Bis auf diese Studien unterliegen die weiteren Daten als Verschlusssache der Geheimhaltung.

 

Diese Bauform wird deshalb bevorzugt in der terranischen Flotte eingesetzt werden.

 

 

Skizze des Prototyps der 3. Generation, eines Personentransmitters
 für interplanetare Distanzen, 1340 NGZ.

Ausblick

Trotz der Erfolge der letzten Jahre gelingen Verbesserungen der Überlichttriebwerke nur in kleinen Schritten. »Fernreisen« quer durch die Milchstraße sind auf die Weise nicht gerade ein leichtes Geschäft – ganz ungeachtet sonstiger Probleme wie Hyperstürme und Tryortan-Schlünde.

Um eine kulturelle und ökonomische Wiedererschließung der Milchstraße zu erreichen, wird eine neue Art Transportwesen benötigt. Dieses kann nur ein Transmitter-Netz sein. Verkehr in großem Maßstab wird erst wieder möglich, wenn er von den Raumschiffen zu solchen Verbindungen verlagert wird, die die Überwindung von interstellaren Entfernungen sicherstellen – Transporte von Sonnensystem zu Sonnensystem.

Der Energieaufwand für einen Transmitter-Transport von Sonnensystem zu Sonnensystem ist erfahrungsgemäß gigantisch, so dass auf Sonnenzapfung zurückgegriffen werden muss. Die Kombination dieser Technologien jedoch soll langfristig zu einer immer stärkeren Vernetzung führen.

Es ist allerdings nicht daran gedacht, durch ein solches Transmitter-Netz die konventionelle Raumfahrt zu ersetzen, denn die Transmitter müssen per Raumschiff zu den jeweils neu zu erschließenden Standorten transportiert werden. Die Milchstraße hat mehr als zweihundert Milliarden Sonnen, es wird also immer Situationen geben, die eine freie Beweglichkeit per Raumschiff erfordern.

Raumfahrtforschung ist selbst mit einem funktionstüchtigen Netz permanent erforderlich. Unsere Schätzungen besagen jedoch, dass etwa neunzig Prozent eines fiktiven, für das Jahr 2300 NGZ prognostizierten Verkehrs durch Transmitter-Transporte ersetzt werden könnten.

Fortsetzung folgt im nächsten Report

Illustration von: Gregor Paulmann

Datenquellen/Text: Rainer Castor & Gregor Paulmann