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Raumschiffe vom Reißbrett
440 NGZ

Nachdem es durch das Auftauchen der Viren-Schiffe eine Zeitlang so ausgesehen hatte, als ob die terranischen Raumfahrt-Ingenieure sich über kurz oder lang als überflüssig erweisen würden, brechen für diese Berufsgruppe durch den Wegfall der Enerpsi- Technologie wieder bessere Zeiten an. Zudem be­günstigt sie die Tatsache, daß man nach über 500 Jahren Auswertung der Orbiter-Antriebe und eigener Forschung endlich das Metagrav-Triebwerk in allen seinen Feinheiten und Details zu beherrschen gelernt hat. Das Metagrav-Aggregat des Jahres 440 NGZ besteht in fast allen seinen Komponenten aus terranischen Eigen- und Fortentwicklungen. In Abmessun­gen, Energieverbrauch und Leistungsparametern wurden mittlerweile deutliche Verbesserungen ge­genüber der Orbiter-Technologie erzielt. Damit ist nun auch endlich der Weg frei für neue Raumschiffs­entwürfe und -konzepte, deren Verwirklichung lange Zeit durch die schleppende Weiterentwicklung der Antriebstechnologie gebremst wurde.

Zynische Zeitgenossen des Jahres 440 NGZ be­haupten, daß ein moderner Raumfahrt-Ingenieur nur noch in der Lage sein muß, seinen syntronisch-posi- tronischen Verbundrechner einzuschalten, der ihm dann nach Belieben komplette Pläne für neue Raum­schiffe liefert. Dies stimmt insofern, als die komplexe Raumfahrt-Technologie des Metagrav-Zeitalters nur noch mit Hilfe der modernsten syntronischen Spe­zialrechner bewältigt werden kann. Die Berechnung der 5-D-Feldlinienkonfiguration für einen neuen Gravitraf-Speicher würde z.B. mit einer alten Hochleistungspositronik an die 14 Monate (Terra-Norm) dauern; 500 Ingenieure bräuchten für die gleiche Auf­gabe sogar mehr als 11000 Jahre. Trotzdem - auch die beste Syntronik vermag nur unvollkommen die Kreativität und die Ideen zu ersetzen, die für die wirk­liche technische Innovation unerläßlich bleiben. So ist der Raumfahrt-Ingenieur des Jahres 440 NGZ als Generalist zu verstehen, der über die Richtlinien der Entwicklung entscheidet, während ihm die Syntroniken die zeitaufwendigen Simulationen und Detail­ausarbeitungen abnimmt.

Was wird, nun auf den terrestrischen und lunaren Werften an neuen Raumschiffsgenerationen ge­plant?

Die Abbildung links oben zeigt uns den Entwurf für ein Raumschiff einer geplanten neuen 300-m-Klas- se. Das Metagrav-Triebwerk ist ringförmig im Be­reich des unteren Schiffspols eingebaut. Von dieser Anordnung erhoffen sich die Ingenieure eine fast zehnprozentige Verbesserung der Triebwerkslei­stung; zudem können so die raumfordernden Bei­boot-Hangars in den dafür günstigen äquatorialen Rumpfabschnitt verlegt werden. Diese Anordnung in

Form eines „Aggregate-Bandes“ wird auch bei vielen anderen Generatoren, Antennen, Funksystemen, Orteranlagen etc. verwendet. Sie resultiert aus der An­bringung neuartiger Grigoroff-Projektoren an der Schiffshülle, die auch ihre Zahl und den ringförmigen Verlauf bedingen, der parallel zum Schiffsäquator er­folgt. Optisch imponiert so ein Aggregate-Band als Vertiefung in der Bordwand, in der sich zahlreiche freiliegende Maschinenkomplexe befinden.

Ein weiteres Beispiel für das „Aggregate-Band“ bie­tet das Großraumschiff links unten. Der Entwurf ver­fügt zudem über neuartige „Galerie-Hangars“. Hier­bei handelt es sich ähnlich wie bei den Aggregate- Bändern um ringförmig im Schiffsrumpf angebrachte Einbuchtungen, in denen Beiboote, Container und Lasten aller Art verankert werden können. Sie sollen einen Teil der alten Hangars und Laderäume ersetzen und sind durch Formenergie-Technik vielfältig nutz­bar. So kann das Schiff je nach Bedarf als Träger­schiff, Frachter oder Explorer agieren.

Den Weg weg vom Spezialraumschiff und hin zum Vielzweckraumer verdeutlicht auch der Entwurf ei­nes mittleren Raumfrachters rechts oben. Er verfügt über einen „Roll on-Roll off“-Hangar. Dieser nach zwei Seiten zum Schiffsrumpf hin vollkommen offene Hangar ermöglicht den Transport von Großcontai­nern und anderen sperrigen Lasten, die für einen kon­ventionellen Raumfrachter um ein Vielfaches zu groß wären. Auch er kann durch Formenergie oder Fertig­bauteile beliebig unterteilt werden und als Hangar für Großraumbeiboote (Kreuzer, Korvetten) dienen. Rechts unten zum Vergleich zwei Beispiele für den Stand der Metagrav-Technologie innerhalb der Milchstraße.

Das linke Raumschiff ist ein Entwurf für die Flotte des ehemaligen Kolonialplaneten Epsal. Epsal verfügt erst seit dem Jahre 396 NGZ über eine eigene Pro­duktion von Metagrav-Triebwerken. Anfangs be­schränkte sie sich auf die Lizenzfertigung terrani- scher Entwicklungen. Der vorliegende Eigenentwurf wirkt zwar auf den ersten Blick etwas antiquiert, reicht aber durchaus an das Leistungsvermögen äl­terer terranischer Metagrav-Triebwerke heran. Zu­dem mußten die epsalischen Ingenieure bei der Kon­struktion die Besonderheiten ihres Heimatplaneten berücksichtigen.

Rechts daneben befindet sich der neueste Entwurf der NATHAN-assoziierten lunaren Staatswerft, der für die projektierte Weiterentwicklung des Metagrav-Antriebs - den INERT-Antrieb - gedacht ist. Im Jahre 440 NGZ stellt er einen der technologisch fortentwickeltsten Entwürfe der galaktischen Raumfahrt dar.

Text und Zeichnung: © 1988 Christoph Anczykowski