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Terranische Alltagswelt

ZenZahnOrgel

Geschichte:

Die ZenZahn-Orgel ist ein Musikinstrument, das in den Wirren der letzten Jahrzehnte ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Obwohl ihre Ursprünge bis ins fünfte vorchristliche Jahrtausend zurückreichen, war es erst der Terraner Garo Mullin (3543 – 3682) welcher der ZenZahn-Orgel ab dem Jahr 3585 zu galaxisweiter Bekanntheit verhalf [ 1 ]:

Im Oktober 3582 gehörte Mullin, der zu jener Zeit Astronom auf der SOL-Zelle 2 war, zu den acht Besatzungsmitgliedern, die sich auf Caljoohl, der Testwelt der Feyerdaler, die Erlaubnis für den Besuch Pröhndomes, der Kontaktwelt der Kaiserin von Therm, erstritten.

Dort »spielte« er mit seiner ZenZahn-Orgel eine wichtige Rolle. Bekannt wurde diese abenteuerliche Geschichte allerdings erst im Jahre 3583, nach der Rückkehr der Erde an ihren angestammten Platz im Sonnensystem [ 2 ].

 

Herkunft/Etymologie:

Die heutige ZZO geht auf ein Musikinstrument der echsenähnlichen K’cha’tlech zurück. Diese mittlerweile ausgestorbenen Eingeboren des arkonidischen Kolonialplaneten Algonkin, 2014 Lichtjahre von Terra entfernt in Richtung Perseus-Arm gelegen, benutzten ein dünnwandiges Metallei, dessen Oberfläche sie durch Kratzen mit ihren Krallen zu Schwingungen anregten. Dieser Effekt beruhte wahrscheinlich auf den gleichen Gesetzmäßigkeiten wie bei chinesischen Wasserspringschalen oder bei Weingläsern, die durch Reiben des Randes zum »Singen« gebracht wurden.

Die Bezeichnung ZenZahn-Orgel hat somit auch weder etwas mit der fernöstlichen Philosophie des #Zen#, noch mit der dentinoiden Ausprägung des menschlichen Kauapparats (Zahn) zu tun. Sie ist eine Verschleifung der Originalbezeichnung der K’cha’tlech: Dzjen = Ei/Ursprung des Lebens; Tjschahn = Klang/harmonische Schwingung. Übersetzt bedeutet es also etwa »Klang-Ei«, wie es von Musikern der eher rhythmusbetonteren Fraktion auch abfällig genannt wird.

Ein authentisches Exemplar eines originalen Dzjen-Tjschan ist uns nicht überliefert.

Da es den Kolonial-Arkoniden von Algonkin mangels Krallen nicht gelang, das Eingeboreneninstrument zum Klingen zu bringen, entwickelte die auf dem Planeten ansässige Firma Yatta um das Jahr 13163 da Ark (4873 vor Chr. bzw. 8460 v. NGZ) herum eine elektronische Variante davon. Sie begründete damit neben den althergebrachten Gattungen wie Schlag-, Streich-, Blas- und Zupfinstrumenten, die Klasse der Streichel-Instrumente.

 

Aufbau:

Ebenso wie es zum Beispiel die Gitarre als Instrument in einer Fülle unterschiedlicher Bau-, Klang- und Spielformen gibt, existiert auch die ZenZahn-Orgel in einer Vielzahl von Ausprägungen. Bedingt durch ihre Verwandtschaft zu synthetischen Klangerzeugern wie elektrischen Orgeln oder Synthesizern kann den jeweils erzeugten Tönen natürlich jede Wellenform (Sample) aufgeprägt werden.

Die gesamte Oberfläche besteht aus Sensoren mit piezoelektrischen Eigenschaften, die einerseits die Berührungen des Musikers registrieren und andererseits durch Anlegen einer Spannung selbst zu Schwingungen angeregt werden können. Dadurch wirkt die ZenZahn-Orgel selbst als Lautsprecher.

Wer eine aktivierte ZZO der Profi-Ausführung in die Hand nimmt, generiert also zwangsläufig eine Tonfolge. Allerdings kann die sensitive Oberfläche für Anfänger so justiert werden, dass beide Polbereiche nicht belegt sind, so dass das »Klang-Ei« an diesen beiden Punkten gehalten werden kann, ohne dass ein Ton entsteht.

Überhaupt kann die Belegung der Oberfläche, d.h. welcher Ton sich wo befindet, völlig frei gestaltet werden. Diese als »Stimmung« bezeichnete Programmierung ist dem Können des Spielers überlassen. Die übliche Stimmung für Anfänger ist die Riddim-Bash-Stimmung. Weitere bekannte Stimmungen im terranischen Kulturkreis sind die Blues- [ 3 ], die chromatisch pythagoreische und die Moog-Stimmung.

Je nach Belegung der sensitiven Oberfläche ist der Wechsel von Ton zu Ton scharf begrenzt oder erfolgt kontinuierlich. Für diesen fließenden Übergang wurde von den Gitarreninstrumenten der Begriff »fretless« übernommen.

Die Lautstärke des gespielten Tons wird durch die Stärke des Druckes auf die Oberfläche bestimmt.

Die Programmierung der Stimmung, ebenso wie die Aufladung der internen Energiezellen, kann mit jedem handelsüblichen positronischen Steuergerät, DataDisp oder Minikom erfolgen. Im Normalfall erfolgen auch das Ein- und Ausschalten des Gerätes auf diesem Wege. Auf die Möglichkeit einer Sprachsteuerung wurde bewusst verzichtet, da bei einem begleitenden Gesang der Text als Steuerbefehl fehlinterpretiert werden kann.

Fortgeschrittene Musiker verzichten ganz darauf, dass die tonale Belegung auf der Oberfläche sichtbar ist. Nur auf diese Weise kann man erfahren, was den Reiz der ZenZahn-Orgel ausmacht: Jedes Spiel ist ein erneutes sinnliches Erforschen ihrer Oberfläche und ihrer Möglichkeiten. Und nur so erhält man ihren typischen Ausdruck, den ein Kritiker mit den Worten umschrieb: »Seltsame Töne! Als versuche jemand zu singen.«

 

Text und Zeichnung: Dieter Bohn

 

[ 1 ]   Siehe Pangalaktischer Report PR 781 – PR 782

[ 2 ]   Siehe „Unternehmen Pilgervater“ im Pangalaktischer Report PR 849

[ 3 ]   Hier sind nicht die Blues (Jülziish) der galaktischen Eastside gemeint, sondern eine eingeborene Musikrichtung der Erde