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Galaktische Schutzanzüge

(Abb. 3)
Außenanzug

Die Kombination von Innen- und Außenanzug ergibt den Druckanzug. Die Festigkeit des Materials ermöglicht den notwendigen Druck - über das mechanische Gegendruckprinzip beim Innenanzug für die Extremitäten (Arme und Beine), Teile des Torsos sowie Hände und Füße, während im Gegensatz dazu der notwendige Druck für die empfindlichen Torsobereiche (inneren Organe) sowie den Kopfbereich durch ein unter Druck stehendes Luftpolster von Modulen des Außenanzuges erzeugt wird.

Die Oberfläche des Außenanzugs erinnert auf den ersten Blick häufig an eine Metall-Legierung. Erst unter dem Mikroskop offenbart der schimmernde Stoff seine Oberflächen-Feinstruktur in Form metallischer, Minischuppen. Die nahezu perfekte Schmutz abweisende Wirkung wird hierbei durch eine Oberflächenaufrauung im Mikrobereich erzielt - es kommt zu der Ausnutzung eines Phänomens, das der terranischen Wissenschaft als »Lotos-Effekt« bekannt ist: Die winzigen Zacken bedingen, dass jede Art von Verschmutzung quasi von alleine abrinnt, selbst wenn es sich um Asche durchsetzten zähen Honig handeln sollte. Ausstattungsabhängig gibt es darüber hinaus Spezialbeschichtungen mit variablen Mikropixeln (chromatovariable Komposit-Verbundstoffe), die einen rein chemisch-physikalischen Chamäleoneffekt zur Tarnung ermöglichen.

  

Bei Bedarf erlangt der Anzug je nach Ausstattung panzergleiche Festigkeit oder kann sogar Kraft verstärkend wirksam werden: In die Außenanzugunterschichten sind haardünne Polymergel-Spiralfasern und Nanotube-Raster von »synthetischen Muskeln« eingewebt - ein durch gesteuerte elektrische Mikroströme kontraktions- und relaxionsfähiges Material, das einerseits Muskelkraft verstärkend auf motorische Nervenimpulse anspricht, andererseits »smarte« Bindegewebseigenschaften wie beispielsweise bei Seegurkenhaut simuliert, die im beliebigen Wechsel von weich zu hartem, Außenpanzer variieren kann.

Letzteres beinhaltet beim Außenanzug beispielsweise die lokal steuerbare Verhärtung bei auftretenden Druckimpulsen: je intensiver der Druck bzw. schneller die Druckänderung, desto härter. Insgesamt wird eine Verstärkung von Arm- und Beinkräften ermöglicht, aber es werden auch die automatische medizinische Notversorgung in Verbindung mit dem Cybermed-Modul (z.B. Wiederbelebung, Knochenbruchstabilisierung etc.) und der normale Druckausgleich unterstützt.

In Verbindung mit den metallischen Minischuppen der Oberfläche und einer zusätzlichen, allerdings energieaufwendigen Kristallfeldintensivierung zur Kohäsionsverstärkung ist es ein Schutzfaktor, der bei tragbaren Kombinationen schwer überboten werden kann. Die Leistungsfähigkeit variiert selbstverständlich zwischen zivilen, Expeditions- und Militärversionen.

 

Der Außenanzug ohne Rückentornister beinhaltet darüber hinaus alle größeren Geräte und Vorratstanks zur Temperatur- und Klimakontrolle sowie der Energieversorgung für die grundlegende Lebenserhaltung - meist in Gestalt eines Aggregatgürtels.

Um eine kompakte Bauweise der Systeme zu erreichen, ist der Wiederaufbereitungsgrad begrenzt. Die Kombination aus Innen- und Außenanzug plus Aggregatgürtel stellt ein zu etwa 40 Prozent geschlossenes Ökosystem dar. Dies ermöglicht eine Missionsdauer von etwa 16 Stunden und eine Notfalldauer von mindestens 80 Stunden.

In Ausnahmen kann der Anzug auf Bordkombinationen getragen werden. Hier beträgt die Missionsdauer etwa acht Stunden, die Notfalldauer etwa 45 Stunden. Notanschlüsse für externe Atemgasversorgung sind vorhanden.

 

Die Vernetzung der Module und auch die Verbindung mit einem optionalen Rückentornister erfolgt über ein Adernsystem mit einer inerten Polymerflüssigkeit als Trägermaterial.

 

Der Selbstreparaturmechanismus stellt die Integrität der Anzughülle und die Funktionalität seiner Module sicher. Mechanische Schäden an Außenhaut und Geräten können in Grenzen instand gesetzt werden. Hierbei handelt es sich um ein Kreislaufsystem aus Nanorobotern, welche die Transportflüssigkeit als Rohstoff für die Reparaturprozesse nutzen.

Sämtliche Elemente des LES, der Basisenergieversorgung sowie ein einfacher primärer Schutz gegen Partikel und Strahlung sind über den gesamten Anzug verteilt und ermöglichen dem Träger eine weitgehend ungehinderte Beweglichkeit.

 

Cybermed-Modul

Eine Medo-Einheit, die der medizinischen Überwachung, Diagnostik und dem bei Bedarf notwendigen therapeutischen Eingriff dient: Zur Verfügung steht ein ausreichender Vorrat an Pharmaka, Sedativa, Analgetika, Analeptika und Seren zur Behandlung im physischen wie psychischen Bereich. Sollte es sich als notwendig erweisen, kann sogar ein komaähnlicher Tiefschlaf herbeigeführt werden, um die Zeit bis zur intensiven medizinischen Hilfe zu überbrücken. 

 

 

 

Aggregatgürtel

Hier befinden sich neben Gravo-Pak, Individualschirm-Projektoren, einer Mikro-Positronik auch die Energieversorgung.

Beim Gravo-Pak handelt es sich um ein System für vektorierbare gravomechanische Emissionen, das Antigrav-, Prallfeld- und andere Projektoren kombiniert. Es setzt sich aus Antigrav-Generator, Mikrogravitator und -gravoneutralisator sowie dem Gravopuls-Antrieb samt automatischem  Lagestabilisator zusammen; die Steuerung des Gravo-Paks über Sprach-, Augen- oder taktile Eingabebefehle bzw. per paramechanischem Interface wird selbstverständlich von der Mikro-Positronik unterstützt.

Erreichbare Standardwerte: Geschwindigkeiten bis 200 Stundenkilometer, Absorberleistung bis 5 g, Gravitator i.a. für Standardgravitation von 1 g.

Die IV-Projektoren erzeugen ein hyper- oder gravomechanisches Feldliniensystem mit aktiv-abstoßender Wirkung, das wie eine nicht oder kaum sichtbare undurchdringliche Haut wirkt und mit einer Gradientkomponente versehen ist, sodass sich der Widerstand von zunächst watteweich bei tieferem Eindringen verfestigt (Gradient: Gefälle oder Anstieg einer Größe auf einer bestimmten Strecke beziehungsweise Maß für die räumliche Veränderlichkeit von Größen). Insgesamt ist das Prallfeld den Körperkonturen angepasst, wobei diese Kontur-Schaltung das »Kontraktionspotenzial gekrümmter hyperpolarisierter Feldstrukturen hin zum geometrischen Projektionsausgangspunkt« nutzt, dem konventionelle Masse bis zu einer kritischen Dichte entgegenwirkt; im Raumfahrerjargon »Gummihauteffekt« genannt.

 

Die Energieversorgung wird durch vier Sphärotraf-Speicherzellen sichergestellt. Es handelt sich um kugelförmige Einheiten, die bei 1,25 Zentimetern Durchmesser in ihrem effektiven Speichervolumen von :einem Kubikzentimeter je 4,5 x 1010 Joule bereithalten - insgesamt also 1,8 x 1011 Joule. Zur Nutzung stehen 75 Prozent zur Verfügung (1,35 x 1011 Joule), sodass eine Dauerleistung von 350 Kilowatt für 107 Stunden zur Verfügung steht, ehe die Sphärotraf extern wieder aufgeladen werden müssen.

Steuerung und Rückmeldung, Befehlsgebung und Kommunikation zwischen Träger und Mikro-Positronik erfolgen akustisch und/oder per paramechanischem Interface, das in primitiverer Weise schon von den arkonidischen Fiktiv- und Simulationsprojektoren her bekannt ist und in deutlich verfeinerter Form bei der SERT-Steuerung (Simultane Emotio- und Reflex-Transmission) zum Einsatz kommt. Zu den Rechnerfunktionen gehört im Allgemeinen auch die eines Translators.

 

Anzugsensoren (elektromagnetisches und teilweise hyperenergetisches Spektrum) sind im Helmkragen und weiteren Teilen des Außenanzuges untergebracht.

In ihrer Orter- und Tasterfunktion dienen sie der Außenwahrnehmung auf der Basis einer passiven Masse-, Energie-, Struktur- und Konturortung mit einer Reichweite von rund 100 Kilometern sowie einer aktiven Tastung (einschließlich Laser-Distanzbestimmung) bis etwa 2000 Metern im konventionellen und hyperphysikalischen Bereich. Möglich sind diverse physikalische und chemische Standardanalysen wie Kompass/Magnetfeldmessungen, Schwerkraftbestimmung, Außendruck- und Temperaturmessung, Analyse der Luftzusammensetzung sowie grobe Unbedenklichkeitsanzeige hinsichtlich Nahrung und Flüssigkeit.

 

Der Schluss folgt im nächsten Report.

 

© Zeichnungen Gregor Paulmann
Text: Gregor Paulmann (Legenden) und Rainer Castor

 

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